Montag, Juli 20, 2009

Britische Regierung veröffentlicht neue Studie "Power in People's Hands"

Das Strategiereferat des Cabinet Office in Großbritanien hat erneut eine interessante Studie veröffentlicht. Titel ist "Power in People's Hands". Die Studie analysiert 30 internationale Beispiele im Hinblick auf stärkere Kundenorientierung und Web 2.0 Einsatz und macht deutlich, dass wir in der Personalisierung der eGovernment Angebote noch ziemlich am Anfang stehen. Fünf Themen werden in dieser Studie angesprochen:


  • Using entitlements to put power in the hands of users of services

  • Transforming accountability of services through real time, highly local information

  • Incentivising the creation of tailor made, personalised services which citizens can shape

  • Answering people’s ambition for prevention rather than cure

  • New professionalism in front line staff and leaders and new organisational structures which encourage this.
Interessant ist, das sich die Briten ausdrücklich im Ausland umgesehen haben und gar nicht erst den Versuch gemacht haben, ihre eigenen Projekte in diesen Bereichen lobend darzustellen. Die gesamte Studie steht ausdrücklich unter der Fragestellung "Was kann UK vom Ausland lernen?".

Als einziges deutsches Beispiel wurde der Bürgerhaushalt Köln als bemerkenswerte Fallstudie zur Nutzung von Web 2.0 herangezogen.

Fazit: Hochinteressante Studie mit 30 Best Practices, die gut aufbereitet werden. Wo gibt es eigentlich in der deutschen Verwaltung eine Strategieeinheit, die sich ausdrücklich mit diesen Themen beschäftigt, sie analysiert und die Ergebnisse publiziert, so dass eine öffentliche Debatte damit angestoßen werden kann?


URL: http://www.cabinetoffice.gov.uk/media/224869/world-class.pdf

Samstag, Juli 11, 2009

„Ich muss jeden Tag 12 km fahren, um das Internet zu nutzen“

Nach meinem Vortrag „Breitband – Die Schlüsseltechnologie für das 21. Jahrhundert“ auf der Tagung der IHK in Potsdam schrieb mir ein Teilnehmer aus der Prignitz. „Ich muss jeden Tag 12 km fahren um das Internet zu nutzen. An meinem Wohnort gibt es zwar Glasfaser, aber da Opal Technik verbaut ist, ist seitens der Telekom nur ISDN-Telefonie möglich. So muss ich mir ein Büro in der nächsten Stadt mieten, um meinen Beruf ausüben zu können. Ich bin IT-Berater und meine Kunden sind lokal und bundesweit verstreut und ich mache Fernwartung und Telefonsupport mit Fernzugriff auf die Computersysteme meiner Kunden“.

Das ist längst kein Einzelfall. Noch immer sind mehr als 1.500 Gemeinden in Deutschland mit Breitband unterversorgt. Betroffen davon sind rund 3 Millionen Haushalte mit 5 Millionen Menschen. Angesichts der zunehmenden Bedeutung des Internet ein unhaltbarer Zustand. Die Aussage im jüngsten Breitbandatlas der Bundesregierung "Breitband-Internet für 98,99 aller Haushalte verfügbar" ist Augenwischerei. Dieser Wert bezieht sich auf 384kbps. Für 1 Mbit/s" weist der Breitbandatlas einen Versorgungsgrad von 93,43% aus. Gemessen am Breitbandziel 2010 der Bundesregierung haben wir immer noch ein Gap von rund 7%. Die Lücke ist weiterhin da und beträgt bei DSL laut Atlas im ländlichen Raum sogar knapp 27%.

Es besteht die Gefahr, dass diese sogenannten „weißen Flecken“ von der Entwicklung abgehängt werden, mit gravierenden Folgen für die Region. Landflucht ist die Folge. Nach dem gerade vorgestellten (N)Onliner Atlas 2009 sind annähernd 70 Prozent der Deutschen online. Im vergangenen Jahr waren es 65 Prozent. Das ist ein Anstieg von 5 Prozent in einem Jahr. Inzwischen sind 94,5 Prozent der Menschen in Deutschland in der Altersklasse der 14-29 Jährigen am Netz. Den größten Zuwachs verzeichnete die Altersgruppe der 60-69 Jährigen.

Die Internetnutzung hängt eng mit dem Breitbandausbau in Deutschland zusammen. Die wenigsten Onlinenutzer gibt es in den Flächenländern Rheinland-Pfalz, Brandenburg, Sachsen, Saarland, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern. Den höchsten Anteil mit rund 74 Prozent verzeichnet Bremen vor Berlin und Baden-Württemberg. Auf Mecklenburg-Vorpommern am Ende der Skala entfallen lediglich 61,9 Prozent.

Um den Breitbandausbau voranzubringen, sind mehr Kooperationen zwischen den Unternehmen notwendig. Auch die Kommunen sind gefordert z.B. sog. „Internet-Stadtwerke“ zu gründen, die die notwendige Infrastruktur für Netzbetreiber und Dienstanbieter zur Verfügung stellen.

Montag, Juli 06, 2009

Verwaltung trifft Social Media

Social Media und Government 2.0 werden auch in Deutschland die politische Kommunikation nachhaltig verändern. War es vor rund 30 Jahren die ökologische Bewegung die Deutschland veränderte, ist es jetzt die Internet-Generation, die freien Zugang zum Netz, mehr Transparenz und Mitwirkung am gesellschaftlichen Leben einfordert. Sie hat das Zeug zu einer neuen von IT geprägten Bewegung. Das Potenzial ist zweifellos vorhanden, wie es aktuell die Piratenpartei zeigt. Die digital Natives trennen nicht mehr zwischen realen und virtuellen Welten, für sie gibt es nur eine Welt. Das Internet ist selbstverständlicher Teil davon. Jetzt wird es darauf ankommen, dass Politik und Verwaltung den Dialog mit der Internet-Generation suchen. Welche Auswirkung und Nutzen haben Social Media und die Government 2.0 Agenda für Verwaltung, Politik und Öffentlichkeit? Dieser Frage geht der Innovatorsclub auf dem ersten deutschen government 2.0 Camp Berlin 2009 am 28.August nach. Verwaltungsexperten und Politiker des Bundes, der Länder und der Kommunen treffen auf Mitglieder sozialer Netzwerke, NGOs, PPPs und Bürgerinnen und Bürger.

Die Idee des BarCamps stammt aus den Vereinigten Staaten. Der zentrale Unterschied zu bekannten Konferenzformaten liegt in der offenen Agenda. Von den Organisatoren werden lediglich der Rahmen (zeitlicher Umfang der Vorträge/Workshops, Ort, mediale Hilfsmittel, Internetzugang, etc.) sowie die zentrale Eröffnungs- und Abschlussveranstaltung organisiert. Alle Teilnehmer haben bereits jetzt die Möglichkeit, Ihre Vorträge/Workshops auf der Website http://camp.gov20.de unverbindlich voranzumelden. Zu Beginn des Government 2.0 Camps werden alle Vorschläge für Vorträge und Workshops kurz vorgestellt. Die Agenda wird anschließend von allen Teilnehmern entsprechend der Resonanz auf die vorgeschlagenen Themen festgelegt. Weitere Infos unter www.gov20.de

Donnerstag, Juli 02, 2009

Mehr Intelligenz für unsere Städte und Gemeinden

Insbesondere durch die Wirtschaftskrise wird offensichtlich wie dringend notwendig Reformen sind. Ohne Veränderungen werden wir deren Folgen auf Dauer nicht bewältigen können. Dabei ist es notwendig die drei großen Welttrends Offenheit, Transparenz und Partizipation zu erkennen und danach die Arbeit auszurichten. Nur wem das gelingt, wird langfristig auf der Gewinnerseite stehen. Angesichts dieser Herausforderungen steht eine Erneuerung an - im Denken, im Handeln - in den Organisationen und Einrichtungen. Das gilt auch für die Ver-waltungsmodernisierung. Diese konzentriert sich bisher zu sehr auf die Digitalisierung bestehender Strukturen, Abläufe und Aufgaben. Die Verwaltung ist gefangen in einem Coccon ihrer selbst mit schwachen Sensoren hinaus in die Wirklichkeit.

Wenn wir aber unsere Perspektive erweitern und nach Draußen schauen, stellen wir dreierlei fest: Erstens werden wir ökonomisch ohne nachhaltiges Wirtschaften nicht überleben können. Nach wie vor vergeuden wir viel zu viele Ressourcen. Deshalb müssen die Infrastrukturen in den Städten intelligenter werden - smarte Verkehrssysteme verhindern Staus. Zweitens rücken in der Politik zunehmend die Themen Klima, Energie, Bildung, Gesundheit, Sicherheit und Arbeit stärker in den Mittelpunkt. Sie entscheiden über unsere Wettbewerbsfähigkeit, über die Lebensqualität sowie Standortattraktivität und damit über die Zukunft. Drittens ist durch neue Technologien eine Vernetzung möglich geworden, welche die Siloverwaltung weitgehend obsolet macht und zusammenführt, was zusammengehört. Letztlich führt dies zu einem Kom-petenznetzwerk aller Behörden über alle Ebenen hinweg bis hin zum One-Stop-Government. Dies ist mehr als nur von einer Stelle Verwaltungsleistungen zu erhalten oder anzustoßen. One-Stop-Government ist eine Philosophie, welche zu ganzheitlichen Diensten führt und sich an den zentralen Zukunftsaufgaben Deutschlands sowie Europas ausrichtet.

Darüber hinaus heißt Verwaltung im 21. Jahrhundert sich nicht nur auf die Administration, sondern auch auf die zentralen globalen Politiken zu konzentrieren. Diese sind, geprägt durch internationale Entwicklungen, einem ständigen Wandlungsprozess unterworfen. Darauf muss der Staat reagieren: Wir brauchen ein dynamisches Staatsgebilde, welches diese Veränderung aufgreift und die Aufgaben entsprechend anpasst. Derzeit sind wir zu sehr mit unserer Tages-geschäft befasst. Stattdessen benötigen wir aber eine an der Kreislaufwirtschaft orientierte Art der „Kreislaufverwaltung“. Am Anfang der Kette muss beachtet werden, was am Ende he-rauskommt. Die Kundenorientierung muss zentral werden.

Für die Infrastruktur mit nicht zuletzt tausenden von Maschinen spielen die Kommunen eine entscheidende Rolle. Sie tragen die Verantwortung, arbeiten im Regelfall jedoch völlig iso-liert nebeneinander her. Um auf die weltweiten Herausforderungen reagieren zu können, müs-sen sie aber kooperieren. Dafür brauchen wir Smart-City Konzepte, welche den Lebensraum Stadt bzw. die Region als Einheit betrachten, Informationen miteinander verknüpfen und da-durch massiv dazu beitragen Ressourcen einzusparen. In jeder Stadt gibt es heute im Public Sektor sehr viele Mikroprozesse. Nur die wenigsten arbeiten in einem Netzwerk zusammen, wodurch sehr viel Potenzial vergeudet wird. Folglich muss die Verwaltung neu organisiert werden, was letztlich auch eine mentale Herausforderung ist. Loslassen können, Macht teilen, gemeinsam auftreten sowie mehr Kooperationen - auch mit Privaten - sind die Schlüsselvor-aussetzungen für eine erfolgreiche Zukunft.