Samstag, Juli 11, 2009

„Ich muss jeden Tag 12 km fahren, um das Internet zu nutzen“

Nach meinem Vortrag „Breitband – Die Schlüsseltechnologie für das 21. Jahrhundert“ auf der Tagung der IHK in Potsdam schrieb mir ein Teilnehmer aus der Prignitz. „Ich muss jeden Tag 12 km fahren um das Internet zu nutzen. An meinem Wohnort gibt es zwar Glasfaser, aber da Opal Technik verbaut ist, ist seitens der Telekom nur ISDN-Telefonie möglich. So muss ich mir ein Büro in der nächsten Stadt mieten, um meinen Beruf ausüben zu können. Ich bin IT-Berater und meine Kunden sind lokal und bundesweit verstreut und ich mache Fernwartung und Telefonsupport mit Fernzugriff auf die Computersysteme meiner Kunden“.

Das ist längst kein Einzelfall. Noch immer sind mehr als 1.500 Gemeinden in Deutschland mit Breitband unterversorgt. Betroffen davon sind rund 3 Millionen Haushalte mit 5 Millionen Menschen. Angesichts der zunehmenden Bedeutung des Internet ein unhaltbarer Zustand. Die Aussage im jüngsten Breitbandatlas der Bundesregierung "Breitband-Internet für 98,99 aller Haushalte verfügbar" ist Augenwischerei. Dieser Wert bezieht sich auf 384kbps. Für 1 Mbit/s" weist der Breitbandatlas einen Versorgungsgrad von 93,43% aus. Gemessen am Breitbandziel 2010 der Bundesregierung haben wir immer noch ein Gap von rund 7%. Die Lücke ist weiterhin da und beträgt bei DSL laut Atlas im ländlichen Raum sogar knapp 27%.

Es besteht die Gefahr, dass diese sogenannten „weißen Flecken“ von der Entwicklung abgehängt werden, mit gravierenden Folgen für die Region. Landflucht ist die Folge. Nach dem gerade vorgestellten (N)Onliner Atlas 2009 sind annähernd 70 Prozent der Deutschen online. Im vergangenen Jahr waren es 65 Prozent. Das ist ein Anstieg von 5 Prozent in einem Jahr. Inzwischen sind 94,5 Prozent der Menschen in Deutschland in der Altersklasse der 14-29 Jährigen am Netz. Den größten Zuwachs verzeichnete die Altersgruppe der 60-69 Jährigen.

Die Internetnutzung hängt eng mit dem Breitbandausbau in Deutschland zusammen. Die wenigsten Onlinenutzer gibt es in den Flächenländern Rheinland-Pfalz, Brandenburg, Sachsen, Saarland, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern. Den höchsten Anteil mit rund 74 Prozent verzeichnet Bremen vor Berlin und Baden-Württemberg. Auf Mecklenburg-Vorpommern am Ende der Skala entfallen lediglich 61,9 Prozent.

Um den Breitbandausbau voranzubringen, sind mehr Kooperationen zwischen den Unternehmen notwendig. Auch die Kommunen sind gefordert z.B. sog. „Internet-Stadtwerke“ zu gründen, die die notwendige Infrastruktur für Netzbetreiber und Dienstanbieter zur Verfügung stellen.

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