Montag, November 10, 2008

Blogs around the Clock – Wie der US Internetwahlkampf die Politik verändert hat

Obamas Wahlkampf hat deutlich gemacht, welche Rolle das Internet künftig in der Politik spielen wird. Zehntausende von Unterstützergruppen bildeten sich durch das Internet. Bürger luden Nachbarn zu politischen Parties ein, sie riefen nach festgelegten Plänen Freunde und Bekannte an, um sie vom demokratischen Präsidentschaftskandidaten zu überzeugen. In einem Time-Magazin Interview nannte Obama seine Kampagne offen, transparent und partizipatorisch. All dies ist mit dem Internet kompatibel. Derzeit hat Obama allein bei Facebook mehr als 2,3 Millionen Fans. Fast 500.000 Einträge wurden auf seiner Facebook-Seite gemacht. Von Bürgern produzierte You Tube Viedeos wurden millionenfach aufgerufen.

Millionen von Dollars in Form von Kleinstspenden wurden über das Internet gesammelt. Es war ein Wahlkampf der Bürger und nicht nur eines Kandidaten. Obama ist es gelungen, die Bürger in einer noch nie dagewesenen Art und Weise zu mobilisieren. Galt Präsident Roosevelt als ein Mann des Radios – seine Rundfunkansprachen sind legendär – Kennedy als ein Mann des Fernsehens, ist Obama ein Mann des Internets. Elektronische Formulare konnten mit Kontaktdaten ausgefüllt werden, wie man den Wahlkampf unterstützen will. Durch Eingabe der Postleitzahl war es möglich, Freunde und Aktivisten in der Nachbarschaft zu finden und sich mit ihnen zu verabreden. Unter der Rubrik Barack TV auf der Seite www.barackobama.com konnte man sich alle möglichen Videobeiträge auf der Seite ansehen, z.B. Meet Barack, Speeches oder Issues. Die Videoinhalte setzten sich nicht nur aus gehaltenen Reden zusammen, sondern sind oft im Dokumentarstil konzipiert. Die Dauer beträgt zwischen wenigen Minuten bis weit über 10 Minuten. Die Auswahl ist sehr groß. Die zentrale Website wurde durch www.mybarackobama.com ergänzt. Dort konnte man ein eigenes Profil in dem sozialen Netzwerk erstellen, bestimmte Software nutzen und gemeinsam mit anderen Aktivitäten planen und durchführen. Alle Web 2.0 Instrumente wie Blogs wurden voll ausgespielt. Mit diesen Kommunikationstools konnten die Bürger nicht nur am Wahlkampf teilhaben, sondern ihn selbst gestalten. Diese neue Dimension des Bürgerwahlkampfes gemeinsam mit einem Kandidaten setzte eigenständig Themen und den Politikfunktionären in den Hinterzimmern eine breite offene Diskussion entgegen. Der Bürger wurde zum Akteur.

Der neu gewählte Präsident kündigte inzwischen an, jeden Gesetzentwurf einige Tage online zu stellen, damit Bürger, Unternehmen und sonstige Interessierte Personen und Einrichtungen dazu Stellung nehmen zu können.

Geradezu revolutionär ist die neueste Website von Obama www.change.gov Er realisiert damit sein Versprechen eines transparenten Governments. Die Bürger werden beim Umgestaltungsprozess der US-Politik systematisch mit einbezogen. Hier wird ein offenes Government praktiziert. „It’s Your America: Share Your Ideas“ ist die Botschaft. Bürger können auf dieser Website Visionen, Ideen und Anregungen zum Thema „Change“. Keine andere Regierung hat bisher einen solchen Weg beschritten. Die High-Tech Politik hat längst begonnen. Mehr als ein Dutzend Wahlen gibt es 2009 in Deutschland. Warten wir ab, wie wir das Internet zur Entwicklung einer aktiven Bürgergesellschaft einsetzen. Das Internet und Web 2.0 sind das eine, das andere sind die Inhalte. Ohne Vision und ohne Botschaft ist kein Staat zu machen.

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