Kommentar von Franz-Reinhard Habbel zum Government 2.0 Camp in Berlin
Das war keine Veranstaltung. Das war ein Ereignis, welches in der Verwaltungsmodernisie-rung Zeichen gesetzt hat. Konferenzen zur Modernisierung gibt es derzeit viele. Sie zeichnen sich manchmal dadurch aus, dass die spannendsten Teile in den Pausen passieren, dort wo sich die Teilnehmer ungezwungen unterhalten, über das Reden, was sie am Thema direkt und unmittelbar berührt.
In Berlin war es anders. Mit 400 Teilnehmern, davon rund 40 Prozent aus der öffentlichen Verwaltung, zum eGovernment eine Veranstaltung ohne Einladung und Tagesordnung zu machen, war eine Herausforderung. Sind doch für Teilnehmer oder Veranstalter Tagesord-nungspunkte oftmals die Leitplanken, an denen man sich orientieren oder festhalten kann. Gerade deutsche Verwaltungen lieben solche Haltepunkte besonders. Oftmals gehen sie aber zu Lasten der Spontaneität und Kreativität.
Wer bisher glaubte, Twitter sei für den öffentlichen Dienst ein Spielzeug und für die Kommu-nikation nicht geeignet, wurde auf dem Government Barcamp in Berlin eines besseren be-lehrt. Es war erfrischend zu sehen und zu lesen, wie spontane Äußerungen zu Rednern und Inhalten auf der Twitterwall der Veranstaltung eine Art „Leichtigkeit des Seins“ erzeugten und eine Stimmung widerspiegelten, die von der Bereitschaft zu Reformen und zum Mitmachen getragen war.
„Wir wollen was tun, wir wollen uns engagieren“, lautete die Botschaft vieler Teilnehmer. So gaben in einer Wandelhalle zwei Wandelgestalter Impulse zur Verwaltung von morgen und diskutierten mit Bürgern und Mitarbeitern aus Verwaltungen.
Deutlich wurde auch die Notwendigkeit sozialer Netzwerke für den öffentlichen Dienst. Wie schrieb einer in Twitter: „Wir wollen in den Verwaltungen mehr miteinander kommunizieren“. Nicht für alle Treffen oder Veranstaltungen ist ein Barcamp geeignet. Es zeigt aber, wie wich-tig und notwendig es ist, neue Formate des Dialoges zu nutzen. Die Veranstaltung in Berlin war ein großer Erfolg. Und noch eines zeigte sich: Die Politik muss wieder die Wirklichkeit treffen. Sie ist gut beraten, sich den Entwicklungen in den sozialen Netzwerken anzuneh-men. Hier steckt ein großes Potenzial zur Neuausrichtung von Staat, Wirtschaft und Zivilge-sellschaft. Bemerkenswert war auch die Aussage von Innenstaatssekretär Hans Bernhard Beus auf dem Camp, wonach wir uns an einen neuen Dialog gewöhnen müssen. „Dafür ist ein Kulturwandel bei allen Beteiligten notwendig. So darf nicht mehr das ganze Ministerium, bis hin zum Minister, für Aussagen einzelner Beschäftigten verhaftet werden“.
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